Nach dem Auftakt am Freitagabend ging es am Samstag richtig los, aber nicht gleich:
Auf dem Weg aus dem Enkheimer Wald hatte der Kerwebaum unerwartete Hindernisse zu überwinden, und so kam er mit einer Dreiviertelstunde Verspätung in der Turmstraße an. Auch da gab es noch eine Schwierigkeit: Das untere Ende des Kerwebaums war zu dick und passte nicht in das vorgesehene Loch. Aber schnell war eine Säge zur Hand, und Ralf Moritz, Vorsitzender der Kerwegesellschaft, löste mit ein paar gekonnten Schnitten höchstpersönlich das Problem. Der Kranführer vom Autodienst West bewies seine Meisterschaft, und schon schwebte der Baum samt Kranz und Lisbeth empor, fand seinen Platz und wurde mit einem dreifachen "Baum hoch" lautstark begrüßt.
Die förmliche Eröffnung der Kerb geschah natürlich erst gegen Abend, nachdem der bunte Festzug sich durch Bornheims enge Straßen geschlängelt und den Kirchplatz erreicht hatte. Joshua Lear (Stellvertretender Vorsitzender der Kerwegesellschaft) kündigte die einzelnen Zugnummern an und begrüßte sie. Danach hieß es "Bühne frei" für die feierliche Eröffnung. Umrahmt von Ralf Moritz als dem Kerwebürgermeister und Ortsvorsteher Bodo Pfaff-Greifenhagen, übernahm dies Michael Paris, der in Vertretung des Oberbürgermeisters gekommen war. Ein gelungener Bieranstich und drei Böllerschüsse setzten den Punkt unter diese Zeremonie.
Der Gottesdienst am Sonntag brachte gleich mehrere Neuerungen: Erstens war außer der evangelischen und katholischen Konfession auch die jüdische Religion beteiligt; zweitens war kein Bornheimer Pfarrer dabei: alle drei Geistlichen kamen aus Seckbach; drittens fand der Gottesdienst nicht in der Kirche statt, die ja gerade renoviert wird, sondern im Freien.
Mancher hatte wegen des Wetters Bedenken, hatte es doch in der Nacht kräftig geregnet; aber der Himmel hielt seine Hand über dem Gottesdienst, es blieb trocken.
Nach dem Vorspiel des Johannis-Posaunenchors, der unter Leitung von Manfred Beutel auch den gesamten Gottesdienst musikalisch begleitete, wurde es unter den etwa 200 Menschen auf dem Kirchplatz still.
Die Feier wurde eröffnet mit dem Blasen des Schofar, des Widderhorns, durch Rabbiner Andrew Steiman. Mit ihm im Wechsel sprachen Diakon Franz Reuter und Pfarrerin Reuschenberg die Gebete, und jeder hielt eine kurze Predigt.
Von deren Gedanken kann hier nur einer wiedergegeben werden: "In meinem Hause sind viele Wohnungen". Das heißt, dass es bei Gott Raum und Schutz für alle gibt; heiliger Raum, Gottesraum entsteht da, wo auch der Mensch dem Menschen Raum gibt, ihm sein Herz öffnet und ihn in sein Haus aufnimmt.
Das Fürbittegebet erflehte vor allem Frieden, Schalom!
Aus der Sicht der Kirchengemeinde hatte die Kerb auch einen materiellen Aspekt: Es sollte einen Beitrag zu den Kosten der Kirchen-Renovierung geben: einmal durch die Kollekte vom Gottesdienst, dann – schon traditionell – Hilde Hartmanns Kerwe-Käsbrot und Kaffee und Kuchen im Gemeindehaus. Die waren so gefragt, dass schon am frühen Nachmittag Handkäs und Kuchen komplett verkauft waren. So kamen ungefähr 1.800 Euro zusammen. Allen Gebern, Kuchenbäckerinnen und Helfern sei herzlicher Dank!
Text: Volker Amend
Fotos: Michael Kemmann, Gerburg Klähn (Bild 9 von 9)