Der Bericht ist eine Zusammenstellung dessen, was regelmäßig unter der Rubrik "Aus dem Kirchenvorstand" im Gemeindebrief "Wir-in-Bornheim" veröffentlicht wurde. Kürzungen wurden lediglich dort vorgenommen, wo innerhalb des Artikels auf andere Artikel in der gleichen Ausgabe des Gemeindebriefes verwiesen wurde oder wo es z.B. aus aktuellem Anlass Aufrufe zur Kontaktaufnahme gab, die im Rückblick nicht mehr relevant sind.
Kurzer Rückblick auf 2021: 2021 war alles andere als ein normales Jahr für unsere Kirchengemeinde. Vieles musste verschoben, reduziert oder gar kurzfristig abgesagt werden, wie der lange vorbereitete Adventsmarkt. Keine einfachen Entscheidungen für den Kirchenvorstand, dennoch notwendig im Interesse von Gesundheit und Sicherheit. Diese Anliegen standen aturgemäß auch im Vordergrund bei der Planung und Durchführung von Advents- und Festgottesdiensten, Konzerten und vielen anderen Veranstaltungen. Die Berichte auf den folgenden Seiten sprechen für sich und fassen eindrücklich zusammen: Es war herausfordernd.
Dennoch, mit Gottes Hilfe konnten wir eine freudvolle und hoffnungsfrohe Adventszeit gestalten und miteinander feiern. Dafür sind wir dankbar.
Ausblick auf 2022: Der Kirchenvorstand befasste sich in erster Lesung mit der Aktivitäten- und Vorhabenplanung 2022. Neben internen organisatorischen und personellen Angelegenheiten wie eine auf die Arbeitsanforderungen abgestimmte Besetzung von Ausschüssen und Arbeitsgruppen sowie der Frage der Gremienstärke des Kirchenvorstands standen auch der Haushalt und die Rechnungsprüfung auf der Tagesordnung. Anvisiert ist für 2022 auch ein Sommerfest am 17. Juli. Hoffen wir, dass es in diesem Jahr wieder möglich ist.
Kirchenasyl: Seit dem 29. Dezember 2021 befindet sich eine vierköpfige Familie aus dem Iran in unserer Gemeinde im Kirchenasyl. Ein Team aus sechs Personen unter der Leitung von zwei Mitgliedern des Kirchenvorstandes hat die Betreuung übernommen.
Kitas: Omikron hat die schwierige Situation weiter verschärft. Strikte Gruppentrennungen einerseits, Personalengpässe und damit einhergehende Kürzung von Betreuungszeiten andererseits stellen eine hohe Belastung für unsere Kinder, Eltern und unser Personal dar. Der Kirchenvorstand dankt den Kita-Leiterinnen, allen MitarbeiterInnen und den Eltern für ihr Verständnis, ihre Initiative und Mithilfe bei der Bewältigung dieser enormen Herausforderung.
Gemeindeversammlung: Wie bereits in der vorangegangenen Ausgabe berichtet, lädt der Kirchenvorstand alle Gemeindeglieder am Sonntag, dem 20. März 2022 nach dem Gottesdienst zur diesjährigen Gemeindeversammlung ein, um über seine Arbeit zu berichten und Gelegenheit zur Aussprache zu geben. Der Kirchenvorstand freut sich über eine rege Teilnahme.
„Es ist ernst. Nehmen Sie es auch ernst.“ Wohl jeder von uns erinnert sich an die Worte der damaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel – und daran, wo man selbst gerade stand, an jenem 18. März 2020. Es waren die ersten Tage der Corona-Pandemie, ein Schock und ein Ausnahmezustand. Was folgte, waren zwei wechselhafte Jahre: Manchmal schien die Pandemie beinahe vergessen oder sogar überwunden. Dann brach sie von Neuem in unser Leben ein, wie jetzt wieder seit vergangenem Herbst.
Auch unsere Gemeinde sowie die evangelische Kirche insgesamt waren und sind natürlich durch den Umgang mit dem Corona-Virus bestimmt. Vor allem das gemeinschaftliche Leben war oft stark betroffen und eingeschränkt. Gleichzeitig hat die Pandemieerfahrung neue Formen hervorgebracht, die unsere Gemeinde bereichert haben. Erinnerungen und der Versuch einer ersten Einordnung, anlässlich des zweiten Jahrestages der Pandemie.
Am Anfang standen die Schließungen. Die Johanniskirche, die Kitas und die Krabbelstube, das Gemeindebüro und der Gemeindesaal: alles zu. Das gewohnte gemeindliche Leben kam vom einen auf den anderen Tag praktisch zum Erliegen.
Als allererstes traf es dabei en Vorstellungsgottesdienst der Konfirmanden. Er musste ausfallen, wie dann ebenfalls die „große“ Konfirmation im Mai und damit das Familienfest, das die Konfirmationsfeier ja immer auch bedeutet. In gewisser Weise bildete sich im Kleinen ab, was gesellschaftlich im Großen für die folgenden zwei Jahre insgesamt gelten sollte: Es sind nicht zuletzt die Jugendlichen und Kinder, die unter der Pandemiesituation besonders leiden. Zwar gab es unter großem Zeit- und Kraftaufwand eine Vielzahl an kreativen Versuchen, den Konfirmationsunterricht – und letztlich auch die Konfirmation selbst, mit vielen kleinen Gottesdiensten im Herbst 2020 – doch stattfinden zu lassen, vor allem digital oder in Kleingruppen draußen. Aber das eigentliche Gemeinschaftserlebnis, in diesem Lebensalter so wichtig, das KonfiCamp, die gemeinsame Fahrt zum Volkersberg … das ließ sich nicht eins zu eins ersetzen, weder für diesen noch für den folgenden Kurs.
Dass die Passionszeit und vor allem Ostern 2020 nicht in der Kirche gefeiert werden konnten, tat weh – und gleichzeitig wurde es so notwendig, gute neue Formen zu suchen und auch zu finden: Kommunikation über die digitalen Kanäle, auf Facebook oder Instagram. Kleinere Impulse zum Mitnehmen, zum Feiern zuhause, nicht nur im geschlossenen Raum der Kirche – das weist in eine Zukunft, in der die Mitgliederzahlen weiter zurückgehen und die Gemeinden sich vermutlich weniger zentral organisieren werden. Wo kirchliche Gebäude aus finanziellen Gründen aufgegeben werden müssen, sind Vernetzungen im Stadtteil noch wichtiger als bisher – Vernetzungen, wie etwa die Einkaufsunterstützung zu Beginn der Pandemie, die Impfaktionen zusammen mit der TG Bornheim oder auch die Gottesdienste in Verbindung mit der Kerb. Die große Bernemer Kerb mag zwei Jahre in Folge ausgefallen sein, die „Mikro-Kerb“ hatte ihr Zentrum aber im Gottesdienst vor unserer Johanniskirche.
Diese Vernetzungen und Querverbindungen wurden in den vergangenen beiden Jahren noch einmal bewusster – ein Gewinn in Zeiten der Pandemie, auch über die Pandemie hinaus.
Die Not, Ostern nicht in der Kirche feiern zu können, machte erfinderisch für Himmelfahrt und Pfingsten. Dadurch entstanden schöne und bewegende Feiern, gemeinsam, auf ganz neue Weise: Pfingsten 2020 wurde öffentlich auf dem Kirchplatz gefeiert – bevor dann die Luftballons ein buntes Bild der Hoffnung an den Himmel über Bornheim malten. Kirche wurde weithin sichtbar, und das war gut so.
Schon vorher zu Himmelfahrt war das Pfarrteam auf Wunsch zu vielen kleinen Gottesdiensten „in Höfen und Gärten“ in den Stadtteil gekommen. Wobei: So klein waren die Gottesdienste oftmals gar nicht, manch einer war besser besucht als ein „normaler“ Gottesdienst in der Kirche … und wenn dann noch die Nachbarn die Fenster öffneten oder Passanten auf der Straße stehen blieben, um zu sehen und zu hören, was denn da los war, kam das Evangelium tatsächlich zu den Menschen. Folgerichtig wurde das Ganze zu Pfingsten 2021 wiederholt – auch hier entsteht eine Tradition, die über die Pandemie hinausweist.
Weihnachten 2020 sollte dann – auf dem Höhepunkt der Zweiten Welle – anstrengend werden, arbeitsintensiv und mit vielen Unsicherheiten bis zuletzt nervenaufreibend. Gleichzeitig: Wiederum waren kreative Formate gefragt, beispielsweise der Familiengottesdienst auf dem Gelände der TG Bornheim – Erfahrungen, die dann etwa zum Weihnachtsfest 2021 den einen großen Krippenspielgottesdienst vor der Johanniskirche ermöglichten, der sicherlich ein Modell für die Zeit nach Corona ist. Ohne die Vorerfahrungen des Vorjahres wäre das so wohl kaum möglich gewesen!
War 2020 das Jahr eines radikalen Einschnitts, der alte Traditionen abund neue Formen anbrechen ließ, war 2021 eher ein Jahr der Veränderungen und Umbrüche – und diese hatten oft gar nicht direkt etwas mit der Pandemie zu tun: zwei neue Gesichter im Pfarrteam, das Gemeindebüro neu besetzt, ebenso der KV-Vorsitz, überhaupt knapp die Hälfte des Kirchenvorstandes neu gewählt, dazu die entsprechenden Abschiede. Für dieses Jahr des Wandels waren die üblichen
gemeindlichen Abläufe des Kommens und Gehens beinahe prägender als die Rolle der Pandemie. Hinzu kamen weitere Anzeichen einer scheinbaren Normalität: Ostern konnte, wenn auch im kleineren Rahmen, wieder in der Kirche gefeiert werden.
Ab dem Sommer war Gemeindegesang im Gottesdienst wieder möglich, wenn auch mit Maske – wie sehr hatte gerade das Singen gefehlt. Mit dem Spätsommer begannen die Gruppen und Kreise wieder damit, ihr Programm aufzunehmen. Und im Dezember gaben Kantorei und Posaunenchor, zusammen mit der Orgel, nach entbehrungsreicher Zeit das traditionelle Adventskonzert – wie gut das tat!
Neben den schmerzhaften Erfahrungen und Einschnitten, die unsere Gemeinde in den vergangenen beiden Jahren getroffen haben, stehen so nicht nur erste Anzeichen einer wiederkehrenden Normalität, sondern sogar neue Formen, die perspektivisch eine Bereicherung darstellen können.
Gleichzeitig hat die Pandemie die Kirche nicht nur dort hart getroffen, wo ihr Kern – die Vergemeinschaftung, das reale Zusammenkommen von Menschen – erschwert oder zeitweise sogar fast unmöglich war. Die letzten beiden Jahre bedeuten zudem finanziell einen erheblichen Einschnitt. So konnten etwa in unserer Gemeinde weder das Gemeindefest im Sommer noch der Adventsmarkt stattfinden.
Uns fehlen die Treffen, die persönlichen Begegnungen. Und uns fehlen schlicht die Einnahmen, wie auch die aus Raumvermietungen.
Hier werden auch gesamtkirchlich die Folgen der Pandemie spürbar. Der Abschied von der alten volkskirchlichen Form, mit starken Mitgliedszahlen und entsprechend starken Finanzen, hatte sicherlich schon lange vor dem März 2020 begonnen. Aber Corona hat die Krise sowohl offengelegt wie auch weiter beschleunigt. An einem Beispiel: Die Zahl der jährlichen Kirchenaustritte liegt im Dekanat Frankfurt und Offenbach seit 2017 im Durchschnitt bei ca. 3350, hier hat die Pandemie wenig verändert. Die Zahl der Taufen aber, die das wichtigste Gegengewicht darstellt, halbierte sich demgegenüber von durchschnittlich 1261 (2017-19) auf 558 (2020-21). Aktuell sind so in Frankfurt nur noch 14 Prozent der Bevölkerung evangelische Christinnen und Christen, mit fallender Tendenz. Was in den vergangenen beiden Jahren als umfassende Krise der Kirche sichtbar wurde, wird uns in den kommenden Jahren weit über die Pandemie hinaus beschäftigen – genauso wie die Frage, wo neben schmerzhaften Abschieden auch mögliche Chancen für Neubeginne liegen.
Die Gemeindeversammlung fand am 20. März 2022 statt. Einen Bericht hierzu gibt es im Bereich Veranstaltungen.