Alle waren Sonntag, 25. Januar 2009, da: Pfarrer, Kirchenvorstand, Orgelausschuss, Orgelbauer, Prominenz und eine Kirche dicht gedrängt voller Gemeinde. Machtvoll setzten die Posaunen ein, bis hinter ihnen der Klang der Orgel hervortrat. Auch die Kantorei stimmte zum Lobe Gottes mit ein. „Gott ist gegenwärtig", führte Dekan Dr. Neuhaus in seiner Predigt aus. Gegenwärtig wurde Gott dem Propheten Elias nicht in Sturm, Feuer und Erdbeben, sondern im Windhauch, was auch Geist oder Atem heißen kann. Windhauch beim Gesang, bei Flöten, Trompeten, Posaunen, Windhauch bei der Orgel, sie lassen Gott gegenwärtig werden, verkündigen ihn, und nicht umsonst wird J. S. Bach mit Martin Luther auf eine Stufe gestellt.
Der Empfang im Gemeindehaus diente zunächst der körperlichen Stärkung. Die Mitglieder des Jugendclubs Bodenrod servierten Sekt und Häppchen, die von Hilde Hartmann und vielen Helfern hergestellt worden waren.
Pfarrer Lehwalder gab einen kurzen Rückblick auf die Geschichte der Orgel, deren Reparatur 1948/1949 den Wiederbeginn evangelischer Kirchenmusik nach dem Krieg bedeutete, aber nicht so solide möglich war, dass man eine längere Haltbarkeit erwarten konnte. Immer dringlicher wurde die Notwendigkeit einer neuen Orgel, schwer fiel angesichts der Kosten der Entschluss dazu. Dennoch: Nach langen Vorplanungen, bei denen zwei Sachverständige „verschlissen" wurden, erteilte der Kirchenvorstand, beflügelt auch vom Engagement des Orgel-Ausschusses, mit großer Mehrheit den Auftrag zum Neubau an die Berliner Firma Karl Schuke.
Dann dankte Pfarrer Lehwalder den Mitgliedern des Orgelausschusses, den vielen Paten und Spendern, die von nun am im Patenschaftsbuch, hergestellt von Friedhart Lehmann, verzeichnet sind, den vielen Helfern, voran Hilde Hartmann, Irene Amend, Ingrid Kouprianoff; und schließlich auch den Firmen, die etwas zum Empfang beigesteuert hatten.
Es folgten die Grußworte des Vorsitzenden der Regionalversammlung Bernhard Klinzing; von Stadtrat Warnke für den Magistrat; Michael Graf Münster, Landesmusikdirektor; der Ortsvorsteherin Hedi Tschierschke; und des Geschäftsführers der Firma Schuke, Ekkehard Fehl.
Sie alle gratulierten zur neuen „Königin der Instrumente", die nicht nur in der Gemeinde, sondern auch über Bornheim, ja über Frankfurt hinaus die Menschen anspreche. Sie lobten die Gemeinde für ihr außergewöhnliches lebendiges Engagement und wünschten für die Zukunft viel Glück und Segen.
Dazu gab es noch manch einzelne Aussage, die aufmerken ließ, z.B.
- Nicht allein die Orgel selbst ist ein hoher Wert, sondern bereits die intensive Arbeit für dieses Projekt: Es verbindet die Menschen in der Gemeinde und bringt sie einander näher (B. Klinzing).
- Der Beitrag der Stadt zur Bornheimer Orgel ist bescheiden, wie überhaupt die Stadt Frankfurt (Stadtrat Warnke, die Höhe des Beitrags der Stadt schamhaft verschweigend).
- „Wir sind Bettler, das ist wahr." (Graf Münster)
- Was die Bernemer sich in de Kopp gesetzt hawwe, das setzen sie auch um!" (Hedi Tschierschke)
- „Eine Orgel kann nur so gut sein wie ihr Auftraggeber. Und so beginnt mit dem Bau der Orgel unsere Freundschaft mit der Gemeinde." (E. Fehl)
Dann kam noch ein unerwartetes Wort:
Lisa Neuhaus, die Frau von Dekan Dr. Dietrich Neuhaus, sprach sinngemäß: Um das riesige Orgelprojekt anzufassen, brauchte es den liebenswerten Größenwahn meines Mannes. Aber der hätte nichts genützt ohne Helfer. Und der erste in dieser Reihe ist Pfarrer Jürgen Lehwalder.
Da brach wirklich tosender Beifall aus, so heftig, dass Pfarrer Lehwalder ganz rot wurde und gar nichts mehr sagte.
Danach leerte sich der Saal allmählich, es wurde aufzuräumen begonnen. Derweil füllten sich die Emporen der Kirche, um von Orgelbauern und Organist über die Orgel zu hören und so ihr neues Instrument ein wenig kennen zu lernen.
Den Schlusspunkt bildete am Abend das Festkonzert, in dem Timo Rinke an Stücken aus vier Jahrhunderten die großen Möglichkeiten der neuen Orgel so glanzvoll vorführte, dass er um eine Zugabe nicht herumkam. Doch mit dem Blumenstrauß, den ihm Dekan Dr. Neuhaus überreichte, ehrte die Gemeinde nicht nur ihn, sondern zugleich auch die Orgel, die dabei von den Orgelbauern (Ekkehard Fehl, Robert Matysiak, Martin Schwarz, Lorenz Haupt) und dem Sachverständigen Professor Reinhardt Menger vertreten wurde.
Text: Volker Amend